Ausführungsplanung für elektrische Sicherheit im Gebäude
Die Ausführungsplanung im Bereich der elektrischen Anlagen ist der zentrale Schritt, in dem alle zuvor erarbeiteten Konzepte und Entwürfe konkretisiert, detailliert und für die praktische Umsetzung vorbereitet werden. Dabei steht die elektrische Sicherheit im Vordergrund, um sowohl Personen als auch Sachwerte zu schützen und die Betriebssicherheit der Anlage zu gewährleisten. Die Ausführungsplanung im Bereich der elektrischen Sicherheit verlangt detaillierte Fachkenntnisse, eine vorausschauende Koordination sowie genaue Kenntnis und Einhaltung der relevanten Vorschriften. Wer frühzeitig und gründlich plant, sorgt für einen sicheren und reibungslosen Betrieb der elektrischen Anlage über deren gesamte Lebensdauer hinweg.
Elektrische Anlagen sicher und normgerecht umsetzen
DIN VDE 0100-410: Schutz gegen elektrischen Schlag
DIN VDE 0100-420: Schutz gegen thermische Auswirkungen (Brand-, Wärmeschutz)
DIN VDE 0100-540: Erdung und Schutzleiter
Weitere relevante Teile der DIN VDE 0100, z.B. -600 (Prüfungen), -530 (Schalt- und Schutzgeräte)
DGUV Vorschriften
DGUV Vorschrift 3: „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“ – Festlegung von Pflichten zur Prüfung und Instandhaltung elektrischer Anlagen.
Bauordnungsrechtliche Vorgaben
Landesbauordnungen (LBO)
Technische Baubestimmungen, z.B. zum Brandschutz (Muster-Leitungsanlagenrichtlinie)
Je nach Projektumfang oder spezieller Anwendung (z.B. explosionsgefährdete Bereiche, medizinisch genutzte Räume) können weitere Spezialvorschriften gelten (z.B. ATEX-Richtlinien, DIN VDE 0100-710 für medizinische Bereiche).
Schaltpläne und Verteilerpläne
Ausführliche, normgerechte Erstellung aller Stromlaufpläne, Übersichts- und Verteilerpläne.
Berücksichtigung von Kurzschluss- und Selektivitätsberechnungen sowie der erforderlichen Schutzgeräte.
Leitungsführung und Kabeldimensionierung
Auswahl geeigneter Kabel- und Leitungsquerschnitte unter Berücksichtigung von Strombelastbarkeit, Spannungsfall, Verlegeart und Temperatur.
Berücksichtigung von Brandschutzanforderungen (z.B. Kabelabschottungen, Funktionserhalt).
Schutzkonzepte (Personen- und Anlagenschutz)
Festlegen von Schutzmaßnahmen gegen direktes und indirektes Berühren (z.B. RCD-Schutzschalter, Schutzerdung, Potentialausgleich).
Planung von Überspannungsschutz und Blitzschutz, je nach Risikoanalyse.
Ggf. Berücksichtigung von Brandschutzschaltern (AFDDs).
Ausrüstung und Beschriftung
Festlegung der einzusetzenden Betriebsmittel (Schutzgeräte, Trennschalter, Not-Aus-Einrichtungen).
Beschriftung und Kennzeichnung aller Schaltschränke, Klemmen, Leitungen und Anschlusspunkte.
Wartungs- und Prüfbarkeit
Erleichterung von wiederkehrenden Prüfungen durch ausreichende Messpunkte und Prüfanschlüsse.
Gewährleistung einer sicheren Zugänglichkeit (z.B. Freischaltmöglichkeiten, Abschließvorrichtungen).
Risiko- und Gefährdungsanalyse
Erfassung aller Gefährdungen (z.B. Stromschlag, Lichtbogen, Überspannung, Brand, explosionsgefährdete Umgebung).
Festlegung von Schutzmaßnahmen in Abstimmung mit dem Projektteam (Architekten, Brandschutzplaner, Betreiber).
Dokumentation im Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan (SiGe-Plan), sofern erforderlich.
Koordination mit anderen Gewerken
Abstimmung mit dem Baugewerbe hinsichtlich Durchführungen, Installationsebenen, Statik und Brandschutz.
Integration in die Gesamtplanung: Zusammenarbeit mit Heizung-Klima-Lüftung-Sanitär (HKLS), IT/Kommunikationstechnik, Schalt- und Steuerungstechnik.
Baubegleitende Kontrollen: Abstimmung der Umsetzungsdetails und ggf. Anpassungen in enger Kommunikation mit allen Projektbeteiligten.
Dokumentation und Übergabe
Vollständige Technische Dokumentation für den Auftraggeber bzw. Betreiber (Leitungspläne, Verteilerlisten, Prüfnachweise, Anweisungen für die Wartung).
Abnahmeprotokoll mit Mess- und Prüfberichten nach DIN VDE 0100-600.
Prüf- und Wartungspläne für den zukünftigen Betrieb (DGUV Vorschrift 3).
Abschließende Empfehlungen
Fachplanung durch erfahrene Elektroingenieure: Eine sorgfältige Ausführungsplanung sollte stets von Fachplanern erstellt werden, die mit den aktuellen Normen und technischen Regelwerken vertraut sind.
Frühzeitige Abstimmung: Im Sinne der Planungssicherheit und um kostenintensive Änderungen zu vermeiden, ist eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Fachleute schon ab Beginn der Planung essenziell.
Sicherheitsmanagement: Das Thema elektrische Sicherheit sollte nicht nur in der Planungsphase, sondern auch während Bauausführung und Betrieb kontinuierlich im Fokus stehen. Regelmäßige Schulungen und Unterweisungen fördern das Bewusstsein aller Beteiligten.
Dokumentation und Nachverfolgung: Eine lückenlose Dokumentation erleichtert nicht nur die spätere Wartung und Fehlersuche, sondern ist auch für die Einhaltung rechtlicher Vorgaben (Nachweisführung) unverzichtbar.