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Elektrische Energieverteilung

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Elektrische Energieverteilung

Elektrische Energieverteilung

Zweck dieses Dokuments ist die vertragliche Festlegung der Betreiberpflichten für Planung, Durchführung, Dokumentation und Eskalation der regelmäßigen Wartung von elektrischen Verteilungen, konkret der Niederspannungshauptverteiler und der Blindstromkompensationsanlagen gemäß VDMA 24186-5. Der Geltungsbereich umfasst sämtliche im Objekt vorhandenen NSHV-Felder (Einspeise-, Kupplungs- und Abgangsfelder) einschließlich Sammelschienen, Schalt- und Schutzgeräte, Messwandlerfelder, Steuer- und Hilfsstromkreise sowie Lüftungs- und Gehäusekomponenten. Für die BKA beinhaltet der Geltungsbereich alle Kondensatorstufen (mit oder ohne Drosseln/Spulen), Schaltorgane (Schütze/Thyristoren), Stufensicherungen, das Leistungsfaktorregelgerät, Messwandler/-sensoren, Entladewiderstände, Temperatur- und Lüftungseinrichtungen sowie ggf. Netzfilter. Ziel der Betreiberpflichten ist die Sicherstellung der Funktionalität und Verfügbarkeit dieser Anlagen, die Optimierung der Energieeffizienz (Leistungsfaktor cos φ), der Schutz der Betriebsmittel vor Überlastung oder Alterung, die Minimierung von Ausfällen sowie die Gewährleistung einer revisionssicheren Dokumentation aller Wartungsschritte und Prüfergebnisse.

Dieses Dokument konkretisiert die Betreiberpflichten für NSHV und BKA auf Basis von VDMA 24186-5. Vertragsgegenstand ist die planmäßige, dokumentierte und abnahmefähige Wartung der Anlagen mit klar definierten Rollen, Intervallen, Prüf- und Messprogrammen sowie KPI-Steuerung und Eskalationsmechanismen. Herstellervorgaben bleiben ergänzend bindend. Abweichungen im Sollzustand sind fristgerecht zu beheben. Alle Nachweise sind revisionssicher zu führen. Die tabellarische Struktur dieses Dokuments ist auf einen umfangreichen (~10-seitigen) Ausarbeitungssatz ausgelegt und kann direkt als Grundlage für Ausschreibungen und den Betriebsvertrag dienen.

Rechts- und Normenbezug

Die Betreiberpflichten leiten sich auch unmittelbar aus dem Einheitsblatt VDMA 24186-5, Pos. 1: „Regelmäßiges Warten elektrotechnischer Geräte und Anlagen“ ab. Dieses Regelwerk definiert den Mindestumfang und -rahmen für wiederkehrende Wartungsleistungen an elektrotechnischen Anlagen. Sämtliche im Folgenden beschriebenen Leistungen, Zuständigkeiten, Nachweiserfordernisse, Fristen und Eskalationsstufen sind mindestens in diesem Umfang zu erbringen und zu dokumentieren. Herstellerseitig vorgegebene Wartungsaufgaben und -intervalle haben ergänzende Verbindlichkeit. Neben dem VDMA 24186-5 gelten alle weiteren einschlägigen Vorschriften und Normen (z.B. DIN VDE, ISO 50001) analog.

Begriffe, Anlagenabgrenzung, Schnittstellen

Der Niederspannungshauptverteiler (NSHV, Anlagenschlüssel) umfasst sämtliche Niederspannungsschaltfelder im Hauptverteilerschrank – dazu gehören Einspeise-, Kupplungs- und Abgangsfelder, alle Sammelschienen, Schalt- und Schutzgeräte (z.B. Leistungsschalter und Schaltanlagenkomponenten), Messwandler- und Zählerfelder, Steuer- und Hilfsstromkreise, interne Lüftungssysteme sowie Schrankgehäuse und Schotts. Die Blindstromkompensationsanlage (BKA, Anlagenschlüssel) besteht aus den Kondensatorstufen (mit oder ohne Drosseln/Spulen), den zugehörigen Schaltorganen (Schütze oder Thyristorsteller), Stufensicherungen, dem Leistungsfaktorregelgerät (cos φ-Regler), allen Messwandlern und Sensoren, Entladewiderständen, Temperatur- und Lüftungseinrichtungen sowie gegebenenfalls eingebauten Netzfiltern.

Wesentliche Schnittstellen der Anlagen sind unter anderem die Niederspannungs-Zuleitungen und -Abgänge außerhalb der Schaltanlage (z.B. zu Unterverteilungen oder Verbrauchereinheiten), die Anbindung an die Gebäudeleittechnik bzw. EMR-Systeme (zur Überwachung und Steuerung), die angeschlossenen Niederspannungs-Unterverteilungen, externe Energieerzeugungsanlagen (Notstromaggregate, USV-Systeme) sowie vorgelagerte Messstellen (Hauptzähler).

Definitionen und Schnittstellen

Element

Beschreibung

NSHV

Niederspannungshauptverteiler einschließlich Einspeise-, Kupplungs- und Abgangsfeldern, Sammelschienen, Schalt- und Schutzgeräten (Leistungsschalter, Schaltfelder), Messwandler-/Messfelder, Steuer- und Hilfsstromkreise, interne Lüftung sowie Gehäuse und Schotts.

BKA

Blindstromkompensationsanlage einschließlich aller Kondensatorstufen (mit oder ohne Drosseln/Spulen), Schaltorgane (Schütze oder Thyristoren), Stufensicherungen, Regelgerät (Leistungsfaktorregler), Messwandler- und Sensorkreise, Entladewiderständen, Temperatur- und Lüftungseinrichtungen sowie ggf. Netzfiltern.

Schnittstellen

Niederspannungs-Zuleitungen und -Abgänge außerhalb der Schaltanlage (z.B. zu Unterverteilungen oder Maschinen), Anbindung an Gebäudeleittechnik/EMSR (Fernsteuerung/Überwachung), externe Unterverteilungen, Notstromaggregate/USV-Anlagen und externe Messstellen (Energiezähler).

Rollen, Verantwortlichkeiten, Qualifikation (RACI)- Die folgenden Rollen sind maßgeblich für Planung, Durchführung, Kontrolle und Dokumentation der Wartungsarbeiten:

  • Betreiber: Verantwortlich für den Gesamtbetrieb der elektrischen Anlagen, erteilt Freigaben und trifft Entscheidungen bei Eskalationen.

  • Anlagenverantwortung (Facility Manager): Technisch verantwortlich, übernimmt Koordination und Abnahme der Wartung sowie Verfolgung von Mängelbeseitigungen.

  • Wartungsdienst (elektrotechnisch): Fachkundiges Wartungspersonal oder -unternehmen, verantwortlich für die Ausführung der Wartungsarbeiten nach den Vorgaben.

  • Messdienst: Externer Dienstleister für spezielle Messungen (z.B. Leistungsmessungen, Schwingungsanalyse) falls beauftragt.

  • CAFM-Verwaltung: Zuständig für das digitale Wartungsmanagement und die Ablage aller Dokumentationen im CAFM-System.

Die Aufgabenzuteilung lässt sich in einer RACI-Matrix (Responsible, Accountable, Consulted, Informed) wie folgt darstellen:

RACI-Matrix

Aufgabe

Betreiber (Accountable)

Wartungsdienst (Responsible)

Messdienst (Consulted)

CAFM (Informed/Unterstützend)

Wartungs- und Jahresplanung

A

R

C

C

C

Durchführung der Wartung (NSHV/BKA)

C

C

R

I

Funktionstests, Lasttests & Messungen

C

C

R

R (bei Beauftragung)

I

Mängelbeseitigung/Follow-up

A

R

R

I

Dokumentation und Nachweisführung

A

R

R

R

R

Legende: A = Accountable (rechenschaftspflichtig), R = Responsible (ausführend verantwortlich), C = Consulted (zu Rate gezogen), I = Informed (informiert).

Sämtliche mit Wartungsarbeiten beauftragten Mitarbeiter müssen elektrotechnisch befähigt sein (z.B. gemäß DGUV Vorschrift 3) und eine offizielle Freigabe durch den Betreiber erhalten. Die Qualifikation umfasst sowohl Fachkunde als auch Kenntnis der objektspezifischen Anlagen.

Wartungsprogramm – Grundsätze nach VDMA 24186-5

  • Die Wartung der NSHV- und BKA-Anlagen erfolgt planmäßig gemäß den Vorgaben der VDMA 24186-5. Planmäßigkeit: Wartungsintervalle sind zyklisch festzulegen und richten sich nach dem betrieblichen Beanspruchungsgrad sowie Erfahrungen (z.B. Betriebsstunden, Schalthäufigkeit). Bei erhöhten Belastungen oder Auffälligkeiten sind verkürzte Intervalle vorgesehen.

  • Inhaltliche Mindestbausteine: Jede Wartung umfasst mindestens folgende Arbeiten: Sichtkontrollen, Funktions- und Sicherheitsprüfungen (z.B. Betätigung mechanischer Schaltorgane ohne Last), mechanische Prüfungen (Schraubenverbindungen auf festen Sitz prüfen, Verschleißstellen inspizieren), elektrische Prüfungen und Messungen (Isolations- oder Widerstandsmessungen an Sammelschienen und Anschlüssen), Reinigung der Anlagen und ggf. Nachziehen von Schraubverbindungen, sowie der Austausch abgenutzter Komponenten.

  • Dokumentation: Zu jeder Wartung sind ausführliche Nachweise zu führen. Hierzu gehören detaillierte Feld- und positionsbezogene Checklisten, protokollierte Messergebnisse (z.B. Strom-, Spannungs- und Temperaturmessungen), eine Mängelliste mit Prioritäten und Fristen, Freigabenachweise bei Abschluss jeder Wartungsmaßnahme sowie fotografische Dokumentation besonders kritischer Punkte.

  • Abnahme: Jede Wartungseinheit muss formell abgenommen werden. Nach Abschluss der Arbeiten bestätigt der Betreiber (oder dessen Beauftragter) mittels Abnahmeprotokoll, dass alle vereinbarten Wartungspunkte geprüft und dokumentiert sind. Eine Abnahme stellt die Erfüllung der Wartungsanforderungen nach VDMA sicher und bildet die Grundlage für die Freigabe der Anlage zum Weiterbetrieb.

Wartung NSHV – Tätigkeitskatalog & Kriterien

Das Wartungskonzept für den Niederspannungshauptverteiler (NSHV) orientiert sich am VDMA-Leistungsprogramm für elektrotechnische Anlagen. Es beinhaltet folgende Tätigkeitsfelder und Prüfkriterien:

Wartungsrahmen NSHV (Auszug, VDMA-konform)

Tätigkeitsfeld

Tätigkeiten (Mindestumfang)

Kriterium/Ergebnis

Nachweis

Sicht/Mechanik

Überprüfung von Gehäuse, Türen, Schlössern, Schotts und IP-Schutzflächen; Kontrolle der Sammelschienenabdeckungen und Beschriftungen.

Keine Beschädigungen; alle Teile vollständig und Beschriftungen lesbar.

Checkliste, Fotos

Anschlüsse/Leiter

Sichtprüfung aller Kabel- und Leitungsanschlüsse; Drehmoment-Nachziehen an festgelegten Klemmpunkten; Kontrolle auf Korrosion oder Überhitzung (Verfärbung).

Verbindungen sind fest angezogen und korrosionsfrei; keine Überhitzungsspuren.

Protokoll (Punkteliste)

Schalt-/Schutzgeräte

Mechanische Sicht- und Funktionsprüfung (Betätigung der Schalter bzw. Leistungsschalter ohne Last); Überprüfung von Stellwerten, Anzeigen und Hilfs-/Steuerkontakten.

Schaltgeräte sind betriebsbereit; Einstellungen und Anzeigen sind plausibel und im Soll.

Prüfprotokoll

Mess-/Überwachung

Kontrolle der Anzeigegeräte, Verkabelung der Messwandler, Zählerablesungen und der Hilfsversorgung (z.B. Spannungsversorgung der Messgeräte).

Anzeigen sind plausibel und Geräte funktionsfähig.

Prüfprotokoll

Lüftung/Umgebung

Überprüfung der Lüfter, Luftfilter und Luftwege auf Sauberkeit und Funktion; Bewertung der Staubbelastung im Schaltschrank.

Ausreichende Lüftung; ggf. Reinigung erforderlich und dokumentiert.

Reinigungsnachweis / Protokoll

Reinigung

Entfernung von Staub und Verschmutzungen von Isolatoren, Sammelschienen, Schrankwänden und Kontaktflächen.

Schaltschrank und Komponenten sind sauber und trocken.

Reinigungsprotokoll

Funktionsprobe

Auslösen definierter Schaltvorgänge ohne Volllast (z.B. Betätigung einzelner Schaltfelder) und Überprüfung von Anzeigen und Meldekontakten.

Funktionstests verlaufen fehlerfrei.

Funktionsprotokoll

Messungen*

Elektrische Messungen, z.B. Übergangswiderstand an Hauptanschlüssen, Infrarot-Temperatur-Screening (Hot-Spot-Check), Spannungsabfall-Messungen.

Messwerte liegen im vorgegebenen Sollbereich.

Messprotokoll

*Messart und Umfang müssen objektspezifisch festgelegt und vertraglich definiert werden.

Intervall-/Priorisierung NSHV (Beispiel)

Beanspruchung/Betrieb

Intervall (Richtwert)

Zusätzliche Prüfungen/Trigger

Standardbetrieb

jährlich

Auffälligkeiten, Umbauten, Störungen (ergänzende Überprüfung)

Hohe Last / hohe Verschmutzung / Hitze

halbjährlich

Hot-Spot-Messung, Schalthäufigkeiten (verstärkte Kontrolle)

Wartung BKA – Tätigkeitskatalog & Kriterien

Die Wartung der Blindstromkompensationsanlage (BKA) erfolgt ebenfalls nach VDMA-Standards mit spezifischen Prüfungen:

Wartungsrahmen BKA (Auszug, VDMA-konform)

Tätigkeitsfeld

Tätigkeiten (Mindestumfang)

Kriterium/Ergebnis

Nachweis

Sicht/Mechanik

Inspektion von Gehäuse, Lüftungseinrichtungen, Beschriftungen und Stufendisplays auf Unversehrtheit und Sauberkeit.

Gehäuse und Anzeigen unbeschädigt; Kennzeichnungen vollständig und gut lesbar.

Checkliste, Fotos

Kondensatorstufen

Sichtprüfung auf Aufblähung oder Ölleckagen an Kondensatorgehäusen; Kontrolle der Anschlussklemmen und Entladewiderstände.

Keine Aufblähung oder Leckage; Entladewiderstände vorhanden und funktionstüchtig.

Prüfprotokoll

Schaltorgane

Kontrolle von Schützen und Thyristormodulen auf Kontaktabbrand, korrekten Anzug und Abwurf, Geräuschentwicklung.

Schaltorgane schalten zuverlässig; Kontaktabbrand minimal.

Prüfprotokoll

Sicherungen

Überprüfung Sitz und Übergang der Stufensicherungen; Kontrolle des Vorhandenseins von Ersatzsicherungen.

Sicherungen intakt, Sitz fest; Ersatzsicherungsbestand vorhanden.

Checkliste

Drosseln/Filter

Kontrolle der Befestigung, Erwärmungs- und Abnutzungsspuren sowie ungewöhnlicher Betriebsgeräusche an Drosseln/Filtern.

Komponenten fest angebracht; keine übermäßige Erwärmung oder Geräusche.

Prüfprotokoll

Regelgerät (cos φ)

Überprüfung des Soll-Leistungsfaktors und Regelverhaltens; Kontrolle der Stufenschaltung und der Messwandlersignale.

Ziel-cos φ wird erreicht; Stufenschaltung stabil.

Funktionsprotokoll

Messungen*

Durchführung von Stufenstrommessungen, Strangspannungsmessungen, Messung des Leistungsfaktors cos φ, Oberwellen und Kondensatortemperaturen.

Messwerte innerhalb der Sollbereiche; Tendenzen dokumentiert.

Messprotokoll

Reinigung

Entfernung von Staub und Schmutz auf Kondensatoren, Filtern und Klemmenfeldern; Freiräumen der Lüftungswege.

BKA ist staubfrei und alle Luftwege sind frei.

Reinigungsprotokoll

*Messungen und Grenzwerte sind projektspezifisch festzulegen (z.B. Ziel-cos φ, THD-Grenzwerte).

Intervall-/Priorisierung BKA (Beispiel)

Betriebsprofil

Intervall (Richtwert)

Zusätzliche Prüfungen

Standardbetrieb (schützgeschaltet)

jährlich

Stichprobenartige Messung von Stufenströmen

Hohe Dynamik / Thyristoreriegelung

halbjährlich

Erweiterte Messreihe (Strom jeder Kondensatorstufe)

Entkoppelt (Detuned) / Filterbetrieb

halbjährlich

Fokus auf Drosseln/Filter, verstärkte Temperaturkontrolle

Mess- und Prüfplan

Zusätzlich zu den täglichen Sicht- und Funktionsprüfungen sind planmäßige Messungen vorgesehen. Der genaue Prüfplan (Messpunkte und Methoden) wird objektspezifisch festgelegt und in den Wartungsvertrag aufgenommen.

Mess-/Prüfmatrix

Anlage

Prüfpunkt

Methode

Ziel / Kriterium

Dokument

NSHV

Ausgewählte Klemmstellen

Drehmomentkontrolle

Vorgabewert des Herstellers

Punkteliste

NSHV

Sammelschienen, Anschlüsse

Thermografisches Screening (IR)

Keine Hot-Spots (Temperaturanstieg)

IR-Protokoll

BKA

cos φ am Einspeisepunkt

Lastmessung / Reglerablesung

Liegt im vertraglich definierten Zielbereich

Messbericht

BKA

Stufenstrom jeder Kondensatorstufe

Stromzangenmessung

Liegt im zulässigen Bemessungsbereich

Messprotokoll

BKA

Lüfter / Gehäusetemperatur

Temperaturmessung (Thermometer/IR)

Innerhalb des zulässigen Bereichs

Checkliste / Protokoll

Dokumentation, Nachweise, CAFM-Integration

Für jede Wartung sind folgende Unterlagen zwingend zu erstellen und aufzubewahren: Feldgenaue Wartungs-Checklisten (mit allen ausgeführten Tätigkeiten und Ergebnissen), Mess- und Prüfprotokolle (mit gemessenen Werten und Bewertungen), eine Mängelliste mit Prioritäten und festgelegten Terminfristen, Fotodokumentation wichtiger Zustände, sowie eine formale Freigabe (Abnahmevermerk „ohne Befund“ oder Restmängel mit Frist).

Alle Dokumente sind revisionssicher zu archivieren, eindeutig auf die Anlage/Feld zu beziehen (Anlagen-ID oder Feldnummer) und in der Regel mindestens 5 Jahre vorzuhalten. Die gesamte Wartungsplanung und -dokumentation wird in ein CAFM-System eingepflegt. Nach Abschluss eines Wartungseinsatzes erfolgt eine elektronische Rückmeldung an das CAFM – inklusive Terminstatus, Freigabevermerk und Übergabe der digitalen Protokolle. Das CAFM ermöglicht zudem das Tracking von Follow-up-Maßnahmen und die Ermittlung von KPIs.

Nachweismatrix

Dokument

Inhalt (Minimum)

Verantwortlich

Ablage / Frist

Wartungs-Checkliste

Tätigkeiten, Ergebnisse, Abweichungen

Wartungsdienst

CAFM, Aufbewahrung ≥ 5 Jahre

Mess- und Prüfprotokolle

Messpunkte, Messwerte, Bewertung

Wartungsdienst / Messdienst

CAFM, Aufbewahrung ≥ 5 Jahre

Mängelliste

Priorität, Maßnahme, Termin, Status

Anlagenverantwortung

Maßnahmenregister (Korrekturmaßnahmen)

Abnahmefreigabe

„Ohne Befund“ oder Restmängel mit Frist

Betreiber

CAFM

Ersatzteile, Verschleiß- und Hilfsstoffe

Es sind ausreichend Ersatz- und Verschleißteile vorzuhalten, um zeitnahe Instandsetzungen zu ermöglichen. Für den NSHV gehören dazu z.B. Ersatzmodule für Schalt- oder Schutzgeräte und Sicherungen, zusätzliche Anzeige-/Beschriftungselemente, Lüfter und Filter, Anschlussteile sowie gängige Werkzeuge. Für die BKA sind Ersatz-Kondensatorstufen oder Einzelkondensatoren, Entladewiderstände, Schaltgeräte (Schütze oder Thyristormodule), Sicherungen und Lüfter/Filter vorzuhalten. Für alle Teile ist eine definierte Mindestbestandsmenge festzulegen. Austauschbauteile müssen Originalteile oder gleichwertige vom Hersteller freigegebene Komponenten sein. Die fachgerechte Entsorgung alter oder defekter Bauteile ist sicherzustellen und zu dokumentieren.

Qualitäts- und Freigabemanagement

Personal: Wartungsarbeiten dürfen nur von elektrotechnisch befähigten Personen durchgeführt werden. Diese müssen nicht nur formale Qualifikationen (z.B. Elektrofachkraft) besitzen, sondern auch eine projekt- und anlagenspezifische Einweisung erhalten haben. Werkzeuge/Messmittel: Eingesetzte Werkzeuge und Messgeräte müssen für die jeweiligen Aufgaben geeignet sein und gültig kalibriert oder geprüft sein. Der Prüfstatus und Zustand der Messmittel sollte vor Ort dokumentiert werden. Checklisten und Prüfmittel: Für jede Anlage werden standardisierte Checklisten und Prüfprotokolle verwendet, die positionsscharf auf Felder und Komponenten ausgerichtet sind. Jede Prüfanweisung enthält klare Akzeptanzkriterien, damit die Ergebnisse objektiv bewertet werden können.

KPI- und Reporting-System

Ein festgelegtes KPI- und Reporting-System dient der Steuerung und Nachverfolgung der Wartungsqualität. Wichtige Kennzahlen könnten sein: der Wartungs-Erfüllungsgrad (geplante Wartungen termingerecht und vollständig durchgeführt, Ziel ≥ 98 %), die fristgerechte Beseitigung von P1-Mängeln (Ziel 100 % sofort), die Quote wiederkehrender Mängel innerhalb 12 Monaten (Ziel 0 %) sowie das Erreichen des vertraglich festgelegten Leistungsfaktors (cos φ) der BKA (Sollwert-Einhaltung). Diese KPIs werden in definierten Intervallen (monatlich oder quartalsweise) aus den Daten des CAFM oder Wartungsreports ermittelt. Abweichungen führen zu Sofortmaßnahmen oder Eskalationen, z.B. Nachsteuerung des Wartungsplans, Ursachenanalyse oder Anpassung der Reglerparameter.

KPI

Zielwert

Intervall

Datenquelle

Maßnahme bei Abweichung

Wartungs-Erfüllungsgrad (Termine/Umfang)

≥ 98 %

monatlich

CAFM-System

Nachsteuerung / Eskalation

Fristgerechte Mängelbeseitigung P1

100 %

monatlich

Maßnahmenregister

Sofortmaßnahme einleiten

Wiederhol-Mängelquote (12 Monate)

0 %

quartalsweise

Fehleranalyse

Ursachenanalyse durchführen

Leistungsfaktor-Ziel (cos φ der BKA)

≥ Vertragssoll

monatlich

Messdaten / Regler-Log

Parametrierung prüfen / Serviceanfrage

Nichtkonformität, Priorisierung, Eskalation

Nichtkonformitäten bei Wartungen oder im Betriebszustand werden nach Dringlichkeit klassifiziert. P1 – Kritisch: Beispiel: deutlich erwärmte oder verbrannte Klemmstelle, geplatzter oder lecke Kondensator. Maßnahme: Sofortige Abschaltung bzw. Sicherung der Anlage, umgehend Reparatur (innerhalb 24 Stunden) und Eskalation zur Betreiberleitung. P2 – Mittel: Beispiel: Ausfall eines Lüfters, teils angebrannte Sicherungen. Maßnahme: Austausch oder Instandsetzung innerhalb kurzer Frist (≤ 7 Tage); Eskalation zur Anlagenverantwortung. P3 – Gering: Beispiel: unvollständige Beschriftung, leichte Staubablagerung. Maßnahme: Nacharbeit oder Reinigung innerhalb längerer Frist (≤ 30 Tage); Eskalation an FM-Koordination.

Eskalationsmatrix

Priorität

Beispiel

Maßnahme

Frist

Eskaltionsziel

P1 – kritisch

Erwärmte Klemmstelle, Kondensatorleck

Sofort Sicherung/Ausschaltung, Reparatur

sofort / ≤ 24 h

Betreiberleitung

P2 – mittel

Lüfterausfall, angehärtete Sicherung

Austausch/Instandsetzung

≤ 7 Tage

Anlagenverantwortung

P3 – gering

Fehlende Beschriftung, leichte Verschmutzung

Nacharbeit / Reinigung

≤ 30 Tage

FM-Koordination

Jahres- und Ereignisplanung

Eine jährliche Wartungs- und Prüfplanung stellt sicher, dass alle Inspektionen rechtzeitig terminiert werden. Dabei werden saisonale Aspekte (z.B. betriebsbedingte Stillstände, Klima) berücksichtigt.

Ein Beispiel für einen Wartungsplan pro Quartal könnte sein:

  • Q1: Vollwartung NSHV; Funktions- und Stufenprüfung BKA; IR-Temperaturscreening an Sammelschienen; (evtl. Produktionsfenster nutzen).

  • Q2: – (keine Vollwartung NSHV); Zwischenprüfung BKA (Lüftung/Filter); KPI-Review; Berücksichtigung Sommerhitze.

  • Q3: Vollwartung NSHV; Vollwartung BKA inklusive Stufenstrommessung; Feinabstimmung cos φ; Beachtung Lastspitzen.

  • Q4: – (keine Vollwartung NSHV); Zwischenprüfung BKA; Abschlussbericht / Jahresreview; Budgetplanung.

Quartal

NSHV

BKA

Messungen/Reviews

Bemerkungen

Q1

Vollwartung

Funktions- und Stufenprüfung

Temperatur-Screening

Produktionsfenster

Q2

Zwischenprüfung (Filter/Lüfter)

KPI-Review

Saisonhitze

Q3

Vollwartung

Vollwartung inkl. Stufenstrommessung

Feinoptimierung cos φ

Lastspitzen

Q4

Zwischenprüfung

Jahresabschlussbericht

Budgetplanung

Abnahme, Übergabe, Restmängel

Nach Abschluss einer Wartung wird ein detailliertes Abnahmeprotokoll erstellt, das alle durchgeführten Arbeiten und Messergebnisse dokumentiert. Etwaige Restmängel werden im Protokoll mit Priorität und Frist vermerkt. Die Unterlagen (Checklisten, Protokolle, Fotodokumentation, Abnahmevermerk) werden an den Betreiber übergeben oder im CAFM hinterlegt. Offene Restmängel werden in das zentrale Mängel- und Maßnahmenregister aufgenommen und mit verbindlichen Terminen versehen, damit die Nachverfolgung sichergestellt ist.

Vertragsanhänge (verbindliche Muster)- Folgende verbindliche Musteranhänge sind Bestandteil des Wartungsvertrages:

  • Anhang A: Checklisten NSHV (Detail-Checkliste für Felder und Komponenten, Drehmomentliste für Klemmpunkte).

  • Anhang B: Checklisten BKA (Prüfpunkte für Kondensatorstufen, Stufensicherungen, Schaltorgane, Reglerfunktionen).

  • Anhang C: Messprotokolle (Vorlagen für Stufenstrommessung, Leistungsfaktor (cos φ) und Temperatur-Screening).

  • Anhang D: Maßnahmen- und Mängelregister (Matrix mit Priorisierung, Fristen und Status).

  • Anhang E: KPI-Reportvorlage (Monats- und Quartalsauswertung mit Trends und Maßnahmen).

  • Anhang F: Ersatzteil- und Verbrauchsmaterialliste (empfohlene Mindestbestände je Anlage).